I Schicksale: Familie Kurt Fellert
von Dana Gierke
In der Karl-Marx-Straße Nummer 10, vor dem letzten Wohnort der Familie Fellert hat Gunter Demnig sechs Stolpersteine in den Gehweg eingelassen. Bei diesem Haus handelt es sich um das jüdische Krankenhaus, das nun als so genanntes Judenhaus dient.
Carsten Höft vom Historischen Verein Frankfurt (Oder) und Initiator der Initiativgruppe Stolpersteine erklärt:
Kurt Martin Fellert wurde 1894 in Fürstenberg an der Oder geboren. Er verließ in den Zwanziger Jahren Fürstenberg und wohnte bis zu seiner Eheschließung in Berlin. 1927 heiratete er Elsa Ruth Julie, geborene Luft. Sie wurde 1905 in Frankfurt (Oder) geboren. Kurt Martin Fellert betrieb in der Jüdenstraße 7 ein Geschäft für Textilwaren und Arbeiterbekleidung. Die Familie Kurt Martin Fellert wohnte in der Richtstraße 49. 1931 wurde ihnen ihre Tochter Rita und 1936 ihr Sohn Lothar Max geboren.
Martin Fellert wurde nach der Pogromnacht verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Von dort wurde er am 13.12. 1938 entlassen. Am 31.03.1942 gaben Kurt und Elsa für sich, aber auch für ihre Kinder eine Vermögenserklärung ab. Hieraus ist ersichtlich, dass Kurt Martin Fellert nunmehr als Installateur bei Friedrich König, Karlstraße, für einen Wochenlohn von 25 Reichsmark arbeitete. Kurt, Elsa und Lothar bewohnten seit dem 17.09.1941 ein Zimmer in der Rosenstraße 36."
Im Judenhaus sind die Lebensbedingungen miserabel. Die ganze Familie Fellert muss in einem einzigen Zimmer wohnen. Im Jahr 1942 entschließen sich die Eltern dazu, ihre damals 11-jährige Tochter Rita in die Baruch-Auerbachsche Waisen- und Erziehungsanstalt in Berlin zu schicken.
Sie hoffen, dass so zumindest die kleine Rita aus Deutschland gebracht werden kann. Lothar ist zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt und bleibt bei den Eltern. Doch die Hoffnung, dass Rita aus dem Deutschen Reich entkommen kann wird nicht zur Realität. Rita kommt wieder zurück nach Frankfurt (Oder) und wird am 2. April 1942 gemeinsam mit ihren Eltern und dem Bruder nach Warschau deportiert. Rita ist gerade einmal elf Jahre, ihr Bruder vier Jahre alt.
Was genau im Ghetto mit ihnen geschieht ist nicht bekannt. Es gibt kein weiteres Lebenszeichen der Familie Fellert.
Kurt Fellert hatte noch vier Geschwister. Die Brüder Albert und Werner betrieben ebenfalls ganz in der Nähe (Richtstraße 37 und 41) Geschäfte der Textilbranche. Auch ihre Läden wurden arisiert. Das Familienoberhaupt entschied bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, dass die Geschwister Fellert den Nazis die Stirn bieten und die Opposition stärken sollten. Vermutlich traten daraufhin die fünf Geschwister und ihre Ehepartner allesamt linken Parteien bei.
|